Unsere Stimme ist ein sehr flexibles, aber auch ein sehr sensibles Instrument.
Wir alle sollten dieses Instrument pflegen- denn ohne Stimme sind wir unseres wertvollsten Ausdrucksmittels beraubt.

Was der Stimme gut tut? Hier sind meine Tipps:

  • Sorge für ausreichend Schlaf und Erholung. So können sich auch deine Stimmbänder erholen.
    Vorsicht vor Sprechen in sehr staubiger oder rauchiger Umgebung, z.B. in einer verräucherten Kneipe, das kann die Stimmbänder sehr reizen – falls es keine Alternative gibt, auf gute Befeuchtung der Schleimhäute achten, viel Wasser trinken.
  • Wecke deinen Körper auf, bevor du ihm etwas abverlangst – durch sanftes Dehnen und Strecken, Schütteln, Klopfen, Wirbelsäule abrollen und aufrollen. Massagen etc. Tu dir gut!
  • Trinke viel Wasser ohne Kohlensäure, um deine Schleimhäute gut zu befeuchten.
  • Liebe deinen Atem! Du bist dein Atem, der Atem bringt all deine Gefühle und Gedanken nach draußen, dein Atem ist keine Maschine. Gib den Atem frei.
  • Schicke immer wieder tiefe Seufzer in deinen Körper – echt, großzügig, genussvoll, wahrhaftig. Stelle dafür deinen Körper zur Verfügung: seufze bis tief ins Becken, in den Rücken, die Seiten, den Brustkorb. Stelle dafür deine Seele zur Verfügung: lass die Impulse fürs Seufzen echt sein. Stell dir vor, die Seufzer sind wie ein Transit für deine Gedanken und Gefühle – mit dem Seufzer lässt du etwas von tief drinnen los nach draußen – mühelos und mit Leichtigkeit.
  • Lockeres Hecheln voll freudiger Erwartung kann deinen Atem wunderbar aufwecken.
  • Gähne häufig und hemmungslos. Übe dabei ein Lächeln (Lächelgähnen), damit dehnst und aktivierst du gleichzeitig dein Gaumensegel.
  • Dehne die Mitte deiner Zunge, indem du die Zungenspitze hinter den unteren Schneidezähnen liegen lässt und die Mitte großzügig rausstreckst und wieder rein entspannst. Zeige dabei deine Zähne.
  • Lache und weine, wenn dir danach ist. Überlass dich aber nicht komplett deinen Gefühlen – finde ein Ende, wenn die Gefühle mit dir durchgehen wollen.
  • Übe Zungenbrecher oder erfinde eigene, wenn du Spaß daran hast.
  • Lege dich auf den Boden vor jedem Auftritt und flüstere deine ersten Sätze, dabei entspannst du dich und die Gedanken kommen mühelos mit deinem Atem in Kontakt.
  • Meditation bringt dich zu dir selbst und lässt dich deine Mitte finden.

Vorbereitung: lass tägliche Warmups deiner Stimme genau so selbstverständlich werden wie ein Warmup vor dem Auftritt. Unterstützen kann dich meine CD „voice to go“ und das Üben/Verabreden mit anderen. Das motiviert und ganz nebenbei können auch die Lieblingsübungen ausgetauscht werden.

Das kannst du vermeiden, um deiner Stimme Gutes zu tun:

  • Vermeide es, zu rauchen – vor allem direkt vor dem Sprechen! Deine Stimmlippen mögen keinen Rauch – vor allem die Hitze des Rauches kann die Schleimhäute angreifen und auch deine Lungen mögen keinen Rauch. Das Rauchen dämpft außerdem deine Emotionen – überlege, ob dir das fürs Schauspiel nützt.
  • Kaffee und Alkohol zu trinken solltest du vor dem Dreh vermeiden. Falls du Alkohol oder Kaffee getrunken hast, trink hinterher viel Wasser.
  • Keine Schokolade oder Milch vor dem Dreh trinken – das verschleimt.
    Vermeide es, nusshaltige Snacks zu essen – sie können dich zum Husten bringen.
  • Mach nicht die Nacht zum Tag: neben Rauchen und dem übermäßigen Genuss von Alkohol kann auch das laute Sprechen gegen Lärm (laute Musik und Hintergrundgeräusche) deine Stimme angreifen.
  • Vermeide Lügen – deine Stimme und dein Atem lieben es, wenn du mit dir echt bist.

Tipps für die angegriffene Stimme:

  • Mit einer Kehlkopfentzündung zum Arzt gehen. Falls du länger als drei Wochen heiser bist, geh zum Phoniater. Das ist ein auf die Stimme spezialisierter Hals-Nasen-Ohren-Arzt, der genau abklären kann, woher die Heiserkeit kommt und was du dagegen tun kannst.
  • Trinke viel Wasser und sorge für ausreichend Schlaf.
  • Falls du dich unbedingt räuspern musst, tu es sanft. Besser ist Schlucken oder sanftes Summen, auch das transportiert den Schleim ab.
  • Vermeide Schreien, wenn deine Stimmlippen entzündet sind.
  • Summen und Lippenflattern massiert deine Stimmlippen – eine besondere Art ist „Laxvoxen“. Dafür brauchst du einen Silikonschlauch, mit dem du ins Wasser blubberst. Hier erfährst du mehr: https://www.laxvox.de
  • Mach dich nicht abhängig von Nasensprays – sie trocknen deine Schleimhäute aus. Nasenspülungen oder Inhalationen mit Salzwasser helfen sanft und schonend.
  • Schleimhäute befeuchten kannst du außer durch Inhalationen auch durch Lutschen von Pastillen/Dragees. Zu empfehlen sind Salbeibonbons, Ipalat, Emser Salz oder Gelorevoice (auch wenn sich die Dinger wie schleimige Schecken im Mund anfühlen). Ich selbst bin Fan von Cistus Halstabletten – die Dinger schmecken gewöhnungsbedürftig, aber ich bin in diesem Winter nicht ein Mal erkältet gewesen.
  • Sorge für ausreichend feuchte Raumluft – im Winter kannst du die Vorhänge mit einem Wassersprüher befeuchten vor dem Schlafengehen. Das ist auch für Heuschnupfengeplagte ein guter Tipp.
  • Für Frauen: aufmerksam sein! Während der Periode können die Schleimhäute deiner Stimmlippen um ein Vielfaches anschwellen. Vermeide stimmliche Eskapaden während dieser Zeit und wundere dich nicht, wenn die Stimme empfindlicher reagiert als sonst. (Opernsängerinnen wurde früher ein Auftritt während ihrer Periode erspart – sie waren dann „unpässlich“) Auch während der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren kann die Stimme empfindlicher reagieren als sonst.

Foto: Jason Rosewell / Unsplash

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